Freitag, Mai 18, 2007

„Learn hard – play hard!“

Hallo,

Letzte Woche berichtete ich von den ersten Wochen als Accenture Mitarbeiter. Als ein Teil der „Consulting Workforce“ durfte ich ja bereits in Kronberg ein mehrwöchentliches Training durchlaufen. Direkt im Anschluss an dieses, eher informatiklastiges Training, wurden fast alle „New Analysts“ nach Chicago (St. Charles) geschickt. Über dieses Erlebnis will ich nun in diesem Teil meines Weblogs berichten.

Eins direkt vorab: St. Charles ist ein einmaliger und sehr besonderer Ort. Mir persönlich ist keine andere Beratungsfirma bekannt, die alle ihre Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen zu einem solchen Training (und vor allem vor dem Berufsstart) schickt.

Accenture hat mehrere solcher Ausbildungszentren weltweit. Somit war in St. Charles nicht die ganze Welt, aber mindestens die halbe Welt vertreten. Nur um das konkret am Beispiel zu belegen möchte ich nachfolgend die Herkunftsländer meiner Gruppenmitglieder und meiner Dozenten zusammenfassen: Norwegen, Spanien, Schweiz, Südafrika, USA, Indien und (natürlich) Deutschland.

Die Zusammenarbeit und das Lernen in einer solchen heterogenen Umgebung war natürlich eine Herausforderung aber auch gleichzeitig (wie so oft) eine Chance sich auszutauschen, verschiedene Mentalitäten und Arbeitsweisen kennenzulernen. Neben dem Handwerkszeug eines „Analysts“, welches uns in diesen zwei Wochen beigebracht werden sollte, lernte ich diverse interessante Aspekte des Zusammenarbeitens in einer größeren Gruppe. Schwierig wäre eine treffende Beschreibung. Wenn schon die Sprache eine kleine Hürde der Zusammenarbeit darstellt, kann man sich schon direkt vorstellen, dass die Spanier und Norweger wirklich anders an eine Aufgabe herangehen. Dort eine Lösung in den meist knapp bemessenen Zeiträumen zu liefern war nicht immer möglich. So blieben die Aufgaben sehr herausfordernd und abwechslungsreich. Die Thematik ging von Prozessmodellierung, über Softwaretest bis hin zum Kundenworkshop. Es war ein kompakter und intensiver Rundumschlag.

Auch wenn die „Arbeit“ die meiste Zeit einnehmen sollte, so muss auch ganz klar die soziale Komponente von St. Charles hier erwähnt werden. Ganz nach dem amerikanischen Motto „Work hard – Play hard!“ ging es auch in der „CORE Analyst School“ zu (so wird die Schulung in St. Charles für die Analysts genannt). Die Abende waren größtenteils frei und man konnte sich dem reichhaltigen Sportangebot und/oder dem interkulturellen Austausch an der Bar widmen. Die Zeit zum Schlafen war daher eher meist zu knapp bemessen. Dann um punkt 08:00 a.m. am nächsten Morgen am Tisch zu sitzen erforderte manchmal viel Durchhaltevermögen, brachte aber auch Lebenserfahrung und schulte die Selbsteinschätzung der eigenen „Work-Life-Balance“…

Zwischen den beiden Schulungswochen lag erfreulicherweise auch ein Wochenende. Dieses wurde von Generationen vor mir und auch von mir für einen Ausflug nach Chicago genutzt. St. Charles liegt doch ein Stück entfernt von „the windy city“, die Transportmöglichkeiten in den USA sind jedoch vielfältig. So organisierten wir uns ein Paar Limos, die gleichen, die uns schon vom Flughafen in Chicago bei der Anreise abholten und fuhren standesgemäß in die Stadt. So dekadent sich das auch anhört in den USA ist eine Stretchlimofahrt mit 7 Personen billiger als ein Taxi oder sonstige Fortbewegungsmittel. In Chicago teilten sich viele einige Zimmer in einem Hotel in Downtown und konnten somit diese Kosten ebenfalls im Rahmen halten.

Chicago ist natürlich eine Wucht und nicht in den zwei zur Verfügung stehenden Tagen zu bewältigen. Einige Sahnestückchen kann man dann doch abkriegen: z.B. den Ausblick aus dem Hankook Tower, die Rundfahrt durch die Kanäle mit dem Boot, die eine oder andere Party und das Navy Peer.

Nach dem Wochenende ging das Lernprogramm weiter. Es gab wieder die unterschiedlichsten Inhalte und Übungen. Was mir am besten gefallen hat, waren Meetings, die man mit einem gestellten Kunden durchführte, diese wurde dann per Kamera aufgezeichnet. Die Aufzeichnung wurde dann jeweils mit dem Dozenten evaluiert und Verbesserungen herausgearbeitet, wie man das besser oder noch besser machen könnte. Die „Kunden“ und Themen wurden dann vom Meeting zu Meeting unangenehmer und die Situationen eskalierten. Das fand ich sehr spannend und lehrreich.

Neben den methodischen Inhalten gab es auch hin und wieder gemeinsame „Teambildung“ Aktivitäten, die den Austausch und die Zusammenarbeit in den Gruppen verbessern sollten. Meiner Meinung nach war das in unserer Gruppe von 120 New Analysts nicht so nötig, da wir uns alle auf Anhieb sehr gut verstanden haben und die Stimmung fast die ganze Zeit auf einem Hoch war. Ich habe auch hier viele sehr interessante und nette Leute kennengelernt, ja sogar Freundschaften aufgebaut.

In der Zwischenzeit habe ich auch einen Anruf von einem Projekt bekommen, dass mich haben wollte um ihr Team zu verstärken. Das Projekt klang interessant und ich stimmte kurzerhand zu. Ein weiterer New Analyst, Angela hatte auch schon zugestimmt dieses Projekt zu verstärken. Das fand ich gut, weil ich mich mit Angela gut verstand und auch weil gemeinsam der Einstieg in das Unbekannte leichter fallen würde.

Voller positiver Energie und Motivation ging es zurück zum Flughafen in Chicago, per Limo natürlich, wo uns die freundliche Dame am Lufthansa Schalter mitteilte, dass unsere Maschine nach München (wo wir eh hätten umsteigen müssen um nach Hause zu kommen) überbucht war und ob wir nicht einen Flug direkt nach Düsseldorf nehmen könnten, der aber in ca. 35 Minuten ablegt. Die Betroffenen (ich und fünf andere Düsseldorfer) stimmten natürlich sofort zu. Als wir am Flieger eintrafen, haben wir erst verstanden, dass wir in einen quasi Privatjet der „Privat Air“ upgegraded wurden. In der Maschine gab es nur eine Klasse: Business. Eine tolle Zeit wurde mit einem unvergesslichen Flug gekrönt!

In Deutschland angekommen hatte ich nur einen freien Sonntag um meine sieben Sachen zu packen und mich nach München zu begeben, wo mein erstes Projekt auf mich wartete. Nächste Woche werde ich Euch dann von den ersten Tagen und den für mich neuen Herausforderungen des Projektlebens berichten.

Ciao

Michael

1 Kommentar:

BIExpert hat gesagt…

Hallo Michael,

sorry, aber wenn alles so schön ist, warum gibt es so viele negative Beiträge über Accenture, ich habe mich die letzte Zeit sehr intensiv damit beschäftigt.
da ich in die Bertung einsteigen möchte, und natürlich Accenture auch als Potenzieller Arbeitsgeben für mich in Frage kommt.

was erlebt man alles als einsteiger? bzw. nch dem Trainnig ich habe gehört dass die Überstunden gar nicht bezahl werden, und dass es jeden Tag fast 15 Std. gearbeitet wird!! schlechte Hotels usw.