Sonntag, Januar 14, 2007

Mittendrin, statt nur dabei

Wir waren nun Spezifikations-Autoren. Jeder von uns Rookies bekam bis zu drei Spezifikationen zugewiesen und versuchte sich zeitnah in die Thematik einzuarbeiten. Der Erstellungsplan war wie alle Pläne bei Accenture relativ eng gestrickt, aber machbar. Zuerst galt es jedoch, die Anforderungen, welche man erfüllen sollte, abzuklopfen.

Nach einem Entwurf wurde die Rohfassung in Meetings mit dem Kunden besprochen und dann zeitnah abgestimmt. Diese Abstimmung erfolgte je nachdem, ob es sich um ein Kern- oder Kundenverschalungsdokument handelte mit SAP und dem Kunden oder nur mit dem Kunden.

Die Abstimmung selbst stellte sich bisweilen jedoch durchaus schwierig dar, weil manchmal jede Seite eine leicht variierende Vorstellung der Soll-Spezifikation hatte. Alle Interessen unter einen Hut zu bringen war eine unser wesentlichen Aufgaben. Dazu galt es ebenfalls, Anforderungen zu erfassen, welche sich später auch umsetzen ließen. Das hieß für uns, daß eine weitere Abstimmung mit dem Back-Office erfolgen mußte.
Da aus unseren Dokumenten später Architekturdesigns erstellt wurde, standen wir bereits während der Erstellung der Spezifikationen in Kontakt zu unseren Architekten. Diese konnten wir bei Unsicherheit hinsichtlich der Machbarkeit befragen und so potentielle Probleme beim Software-Bau vermeiden.

Unsere Dokumente wurden nacheinander erstellt, wobei der Puffer zwischen den einzelnen Phasen durchaus größer sein könnte. Aber falls die Zeit knapp wurde, halfen ein paar Spätschichten mit Pizza, um der Verzögerung wieder Herr zu werden.

Sobald alle Parteien mit dem Dokument einverstanden waren, wurde es nochmal anderen funktionalen Mitarbeitern des Kunden zum Review vorgelegt. Diese waren meist noch kritischer als der erste funktionale Gegenpart beim Kunden. Ihre Kritikpunkte wurden in einem gemeinsamen Meeting besprochen und dann sukzessive abgearbeit und geklärt, bis der Akzeptanz der Spezifikation nichts mehr im Wege stand.
So kämpfte ich mich durch die nächsten Tage und Wochen. Willkommene Abwechslung waren dabei stets unsere Jump Start Meetings. Als mittlerweile schon fast erfahrere Hasen, konnten wir einerseits den Gruppen, die nach uns Ihr Trainingsprogramm begonnen haben, jede Menge Tips geben. Andererseits lernten aber auch wir noch jede Menge von den Gruppen, die vor uns gestartet waren. Es war auch immer schön, all die anderen Leute unseres Kurses wiederzusehen und sich über die verschiedenen Projekte und die gemachten Erfahrungen auszutauschen. Dazu waren besonders die gemeinsamen Abendessen vor dem eigentlichen Jump Start Meeting hilfreich. Danach wurde gefeiert bis in die Puppen und am nächsten Tag lernten wir Neues im offiziellen Teil des Meetings. Auch wenn einige noch etwas müde Augen hatten.

Unser erstes Community Meeting war übrigens absolut genial. Accenture hatte für die Party vor dem eigentlichen Meeting einen Club in Frankfurt gemietet, in dem man sich bei freien Getränken tänzerisch austoben und alte und neue Leute kontaktieren konnte. Als Folge litten einige noch am nächsten Tag während des Business Parts in einem Frankfurter Hotel. Der Beginn um neun Uhr war aber auch eine unmenschliche Uhrzeit, wenn man am Tag zuvor erst relativ spät ins Bett gekommen war.

Unser Team hatte eine relativ hohe Arbeitsbelastung, aber bei den Gesprächen mit den anderen Jumpies aus unserem Kurs stellte sich heraus, daß es durchaus auch anders geht. Andere Kollegen hatten beispielsweise ein Projekt mit einem strikten acht Stunden Tag. Aber man kann nicht alles haben und Action und ein herausforderndes Projekt lassen sich nicht immer in der „normalen“ Zeit erleben.

Die Zeit verging mittlerweile immer schneller. Mittlerweile waren all die Deadlines in Fleisch und Blut übergegangen, wobei es noch nicht soweit ging, wie bei einem Kollegen, der anscheinend schon wirklich lange dabei war. Sein Neugeborenes kündigte er in einer Email als Deliverable an, welches on time and in budget geliefert worden war. Ob das wohl seine Frau wußte… ;-)

Wie wir als Jump Starter im Projekt akzeptiert wurden und warum es viel, viel mehr als nur ein „Praktikum“ im Rahmen der Trainee-Ausbildung war, dazu mehr im nächsten Blog.


Bis zum nächsten Beitrag.

Harry

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