Dienstag, Januar 13, 2009

Klaus Fehlker: Von der Softwareentwicklung ins Rechenzentrum

Hallo, mein Name ist Klaus Fehlker und ich bin seit vier Jahren Berater für Infrastruktur bei Accenture. Infrastruktur, was ist denn das? Ein Bauingenieur versteht darunter schließlich etwas anderes als ein Politiker auf der Suche nach Konjunkturprogrammen. Bei einer Technologieberatung wie Accenture verstehen wir unter Infrastruktur alles, was für den IT-Betrieb nötigt ist: Das fängt an bei den Arbeitsplätzen, mobil oder stationär, geht über lokale und Weitverkehrs-Netzwerke (LAN bzw. WAN) verknüpft über ausgereifte Sicherheitstechnologien und –prozesse bis hin zum Rechenzentrum (RZ), der Bereich auf den ich mich spezialisiert habe.

Für einen Diplom-Informatiker mit Erfahrung als Softwareentwickler ist es nicht selbstverständlich, dass man sich mit so handfesten Dingen beschäftigt wie Servern, Storage-Systemen oder industriellen Klimaanlagen. Ganz im Gegenteil, sind doch die sich sehr schnell verändernden Technologien im Bereich Data Center an Hochschulen sehr schwer zu vermitteln. Das war auch der Grund, warum ich bei meinem Einstieg zunächst als technischer Architekt einer Java-Anwendung eingesetzt wurde. Hierbei konnte ich meine Kenntnisse aus der Softwareentwicklung Schritt für Schritt für die Erstellung eines Betriebskonzepts mit Fokus auf Backup & Recovery und Monitoring einsetzen und weiterentwickeln.


Mein damaliger Supervisor war ein absoluter Spezi auf diesem Gebiet und dazu ein sehr guter Coach. Er verhalf mir dazu, mein Aufgabengebiet zügig auf andere Bereiche der Betriebsführung auszuweiten. So lernte ich von ihm die ITIL-Prozesse Incident Management, Problem Management, Capacity Management und Configuration Management kennen und konnte sie auf diesem Projekt bereits konkret ausfüllen. Das war eine gute Vorbereitung auf die theoretische Zertifizierung der „ITIL Foundation“.


Als Sammlung von Best Practices für ein IT Service Management (ITSM) gilt ITIL als de facto Standard und ist die Grundlage für unsere Tätigkeiten im Bereich Infrastruktur. Für eine erfolgreiche Beratertätigkeit genügen diese Grundlagen aber nicht aus: Entweder man spezialisiert sich auf diese ITIL-Prozesse und kann dann unsere Kunden bei der Einführung und kontinuierlichen Verbesserung ihres IT Service Managements unterstützen, oder man fokussiert sich auf die Technologien, mit denen der IT Service erbracht wird. Wohin man sich innerhalb von Accenture entwickeln möchte ist relativ frei wählbar. Ich wollte ganz klar Experte für Data Center Technologies werden, ein wie sich herausstellte extrem spannender Bereich.

Landein landaus stellen sich die Unternehmen darauf ein, dass die rosigen Zeiten erstmal vorbei sind und der Gürtel enger geschnallt werden muss. Einige Beratungen ziehen daraufhin die Personalkarte, ohne eine Antwort darauf zu geben, mit welchen Mitarbeitern dann noch strukturelle, technische Veränderungen durchgeführt werden können. Gleichzeitig verschenkt man im Rechenzentrum jedes Jahr Millionen durch Hardware-Wartung für alte Unix-Maschinen, setzt Speichertechnologien ein die weder skalierbar noch speicher-effizient sind und erzeugt mit alter, viel zu gering ausgelasteter Hardware den Stromverbrauch eines Hüttenwerks (bildlich gesprochen). Könnte besser, oder?.

Tatsächlich sehen wir bei vielen unserer Kunden erste Ansätze dafür, an dieser Situation etwas zu verändern. Oftmals fehlt jedoch der abteilungsübergreifende Optimierungsansatz, so dass die Kosteneinsparungen weit unter den Möglichkeiten zurückbleiben.

Zum Beispiel möchte die Storage-Abteilung eines Unternehmens gerne ein Tiered-Storage-Modell einführen, kennt aber nicht die Anforderungen, die die Fachbereiche an die Daten stellen. Während der Storage-Administrator von LUNs und RAID-Gruppen spricht, sprechen die Fachbereiche eine ganz andere Sprache. Eine optimale Verteilung der Daten auf die einzelnen Tiers ist damit nur sehr schwer möglich, Kosteneinsparungen bleiben hinter den gesteckten Zielen zurück.


Bei einem anderen Kunden wollte die Abteilung für Arbeitsplatzrechner einen Großteil der PCs auf mit VMware virtualisierte Desktops migrieren. Der durch die größere Anzahl virtueller Maschinen (VM) erhöhte Speicherbedarf im SAN wurde aber nicht rechtzeitig an die Planung der Storage-Abteilung kommuniziert, so dass Speicherboxen beschafft wurden, die schon sehr früh an ihre Grenzen stießen. Eine klassische Fehlinvestition.

Dies sind nur zwei Beispiele wie sie im Arbeitsalltag eines Infrastruktur-Beraters auftreten. Aber die kommunikative Brücke zwischen den verschiedenen Abteilungen zu schlagen ist nur eine Aufgabe. In meinem nächsten Blog beschreibe ich, wie wir für unseren Kunden nach einem Assessment der gesamten Infrastrukturlandschaft einen Katalog technischer Maßnahmen erstellt haben, der die Infrastruktur zukunftssicherer und flexibler macht und mittelfristig Einsparungen von über 20% in Aussicht stellt. Unterstützung für die Umsetzung der Maßnahmen natürlich inbegriffen.

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